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Poggenpohl
Colani
Rund und kompakt stellte sich Poggenpohl die Küche der Zukunft vor. Die futuristische Studie einer Kugelküche entstand in Zusammenarbeit mit Luigi Colani und dem Institut für Umweltphysiologie

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Ein Jahr nach der ersten Mondlandung war die Zukunft auch in der Küche angekommen. Im Gegensatz zu heute waren damals die Küchenentwürfe noch deutlich traditioneller, insofern war das „Experiment 70“ eine kleine Design-Sensation. Die hier gezeigte „Kugelküche“, die Luigi Colani 1970 für den Küchenhersteller Poggenpohl entwarf, sah aus wie eine gerade gelandete Raumkapsel. Künftige Hausfrauen würden die Küchenzelle mit einem Durchmesser von 2,40 Metern durch eine Luke mit einem schmalen Laufsteg betreten und auf einem Drehstuhl Platz nehmen, von dem aus die in einer orangefarbenen Plastikverkleidung eingelassenen Hightech-Geräte spielend zu bedienen wären. Der visionäre Entwurf war nur ein kleiner Schritt für seinen Urheber, aber ein großer Schritt für die deutsche Designgeschichte. Colani hatte schon vorher die gestalterischen Möglichkeiten neuer Kunststoffverfahren durchdekliniert und mit seinen Ansätzen Furore gemacht. Doch erst mit seiner Kugelküche  fand das von der Formenstrenge des Bauhauses beherrschte deutsche Design Anschluss an die internationale Pop-Avantgarde eines Verner Panton oder Ettore Sottsass. In Serie ging diese Revolution der Küche allerdings nie.

Luigi Colani, war seiner Zeit voraus und längst zum Design-Tausendsassa aufgestiegen. In seiner besten Zeit, den späten Sechziger- und frühen Siebzigerjahren, war der Mann mit dem beeindruckenden Seehundbart aber durchaus mehr als bloß das Enfant terrible der Szene: ein großer Utopist. Beflügelt vom Geist der Studentenrevolte, wollte Colani nicht bloß Produkte verbessern, sondern Gesellschaft verändern. In seinem Traktat „Ylem“ beschrieb er 1971 eine schöne neue Welt, in der die Menschen – ähnlich wie in der Fernsehserie „Raumpatrouille Orion“ – unter den Meeren in „subaquatischen Siedlungen“ oder weit über der Erde schwebend in „Pilzhäusern“ leben, bei denen sich an einen elliptischen Zentralraum kugelförmige Nebenzellen mit Küche, Bad, Ess- und Sanitäreinheiten anschließen. Mit den biomorphen Formen seiner Behausungen bezieht er sich auf den Uterus und die Höhle, in denen er perfekte Metaphern für Schutz und Geborgenheit sieht. „Der weiche, kantenlose Raum der Ellipse“, schreibt er, „strahlt in seiner horizontlosen Harmonie eine Nestwärme aus, die das Wohnen in eckigen früheren Räumen als unzumutbare Quälerei erscheinen lassen wird.“ Und ja, wie könnte es anders sein. Jahre nach seinem Tod ist nun eine retrobegeisterte Gegenwart gerade dabei, die Entwürfe von Colani aus dieser Ära wieder zu entdecken.

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