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DER TRAUM VOM PERFEKTEN MESSER

Text
Daisy Meager
·
Foto
Liz Seabrook
Der Traum vom perfekten Messer
In dieser Schmiede arbeitet man mit einiger Besessenheit an den Messern für die besten Köche der Welt.

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Im Blenheim Forge, unter einem der Bahnbögen in South London, kommt man sich ein bisschen wie in einer Schatzkammer vor: In Wahrheit verbergen sich zwischen den Metallhaufen, den Vorrichtungen, die eher zur Folter geeignet sein könnten, und den umherfliegenden Funken, richtige Juwelen. Wenn man ein bisschen genauer hinschaut, entdeckt man sorgfältig gefertige Holzstücke, einzigartige Maschinen und — genau deshalb sind wir hier — eine Vitrine voll mit funkelnden Messern.

Sowohl Profi- als auch Hobbyköche lecken sich die Finger nach ihren Messern, man findet sie überall: in den Messerblöcken berühmter TV-Köche, in den Küchen der Sternerestaurants wie dem Fera at Claridge’s oder auch im Hill and Szrok, einer Metzgerei Schrägstrich Restaurant in East London. Zeit für eine Führung. Ganz wie Alice bücke ich mich, um durch die kleine Tür, die in eine größere Tür eingelassen ist, in die Werkstatt einzutreten. Überall stehen Schleifmaschinen, um den Holzgriffen den letzten Schliff zu verleihen, an den Wänden hängen Hammer und es liegen Messerrohlinge in verschiedenen Stadien herum. Außerdem entdecke ich zwei Werkzeugkisten: „im Arsch“ und „nicht im Arsch“. James zeigt mir, wie man die Klingen am Bandschleifer schärft. „Wir arbeiten mit japanischem Stahl und Schmiedetechniken“, erklärt er mir. „Damit bekommt man einfach die besten Messer. Der Stahl, die Materialien und wie wir sie verarbeiten sorgen für eine feinere Klinge. Bevor wir überhaupt ein Messer machen, laminieren wir erst mal den Stahl. Bei dieser japanischen Technik ist es dann nur logisch, dass wir auch ein Messer im japanischen Stil machen.“


Vor dem Finish auf der Bandschleifmaschine werden die Klingen noch auf dem Nassschleifer geschärft, ein großer, sich drehender Stein, der in der ganzen Werkstatt Wasser verteilt—deshalb hängt wohl auch die große Plane an der Wand. „Vor 50 Jahren gab es in Städten wie Sheffield noch unzählige solcher Schleifsteine, heute bekommt man sie nur schwer“, meint James. „Also haben wir einfach einen gebaut.“


Eines interessiert mich noch bevor ich gehe: Fühlen sich die Jungs eigentlich auch für die Messer verantwortlich, nachdem sie die Schmiede verlassen haben? James muss schon wieder lachen: „Ich empfehle den Leuten, die Messer zum Schärfen wieder zu uns zu bringen, nicht nur um ihnen zu helfen, sondern auch, um mir die Klinge anzuschauen und wie sie das Messer behandelt haben.

„Das sind sehr empfindliche Messer, aber wenn man sie pflegt, halten sie ewig. Wenn man sie allerdings in den Geschirrspüler steckt … Meistens achten die Leute schon drauf. Manchmal auch ein bisschen zu viel. Man soll sie ja auch benutzen.“


Ich verabschiede mich und die Jungs setzen sich wieder ihre Schutzbrillen und ihren Gehörschutz auf. Das Lodern der Flammen im mittlerweile glühen heißen Schmiedeofen wird immer leiser, während ich mich zurück auf den Weg zum Bahnhof mache. Am Bahnsteig schaue ich mich kurz um und frage mich, ob irgendjemand hier weiß, welch Zauberwerk sich unter den Bahngleisen abspielt.

Das bayrische Restaurant in der Altstadt Münchens schafft gekonnt den Spagat zwischen Tradition und Moderne....